„Jagd ist für mich ein einmaliges Naturerlebnis und seit rund 45 Jahren meine Leidenschaft. Gleichzeitig sehe ich es als meine Verantwortung, in meinem Pachtrevier einen Beitrag zu einem gesunden Gleichgewicht von Wald und Wild zu leisten“, so die Überzeugung des ÖBf-Jagdpächters Thomas Sappl.
Der Gastwirt und Hotelier aus Kufstein erlebte schon im Kindesalter durch seinen Vater, der als Förster arbeitete, wie untrennbar die Themen Wald, Wild und Jagd miteinander verknüpft sind. Nachdem er seinen Vater viele Jahre auf die Jagd begleitet hatte, übernahm er 1987 das ÖBf-Jagdrevier Kaiserberg West von ihm und ist dort seitdem Pächter.
Zum Jagdgebiet
Die Jagd Kaiserberg West befindet sich in der Nähe von Kitzbühel an der Südseite des Wilden Kaisers und zeichnet sich durch ihre Vielfalt aus: Einerseits die alpine Landschaft des schroffen Wilden Kaisers, andererseits vorgelagerte sanfte Hügel und Mischwälder sowie wertvolle Moorlandschaften und auch kleinflächig genutzte landwirtschaftliche Flächen. Dementsprechend reichen die Höhenlagen von 900 m bis hin zu 2.250 m Seehöhe. Auf den Flächen kommt Reh-, Gams- und Rotwild, aber auch Auer- und Birkwild sowie Murmeltiere vor. Insgesamt 710 ha umfasst das gepachtete Gebiet, wovon 430 ha Wald sind. Davon sind knapp die Hälfte – rund 200 ha – Schutzwaldgebiete, wie es für das Gebirgsland Tirol mit seinen zahlreichen Hang- und Steillagen typisch ist.
Ein Großteil der Waldflächen zeigt anschaulich, dass sich Thomas Sappl hier gemeinsam mit den Bundesforsten auf dem Weg zu einem zukunftsfitten Wald befindet. Es handelt sich vielerorts um Mischwald, mit einer großen Vielfalt an Baumarten in unterschiedlichen Altersklassen und Schichtungen. Neben der Hauptbaumart Fichte kommen auch Tanne, Buche, Lärche und Ahorn vor. Größere gleichförmige Flächen sind kaum zu finden, dafür viele unterschiedliche Waldorte. Auffallend sind die zahlreichen Naturverjüngungsflächen, wobei besonders die gute Tannenverjüngung hervorzuheben ist.
Ganzheitliche Betrachtung als Schlüssel zum Erfolg
An dieser Situation hat Thomas Sappl einen wichtigen Anteil: Der passionierte Jäger sieht das Ökosystem Wald als Ganzes und stellt durch eine konsequente Bejagung sowie ergänzende Schutzmaßnahmen sicher, dass sich die am Standort typischen Baumarten auf natürliche Weise von selbst verjüngen können, denn dies ist ein zentraler Baustein für den Waldumbau hin zu klimafitten Wäldern. Im Mischwaldgebiet wird vor allem Rehwild intensiv bejagt, um den Entmischungsverbiss zu reduzieren. Im Schutzwald liegt der Fokus auf der Bejagung von Gamswild, um die natürlichen Waldgesellschaften, die im Altholz noch vorhanden sind, auch für die Zukunft zu sichern. Die Verwertung des Wildbrets erfolgt regional und nachhaltig – im eigenen Hotel und Restaurant von Thomas Sappl in Kufstein. Die Zusammenarbeit zwischen den Bundesforsten und Pächter Thomas Sappl ist partnerschaftlich und hat sich seit Jahrzehnten bewährt. Jährlich wird der Wildstand im Revier erhoben, Erfahrungen gemeinsam besprochen und davon ausgehend die zukünftige Planung erstellt. So gelingt es, vorausschauend zu handeln und gezielt die notwendigen Maßnahmen zu setzen. Darüber hinaus wird der Grundsatz von Wald und Wild im Einklang nicht nur nach innen gelebt, sondern auch nach außen vermittelt: Thomas Sappls Lebensgefährtin Sabine Gwirl ist ebenfalls Jägerin und bringt Volksschülern bereits seit fast 20 Jahren im Rahmen des Projekts „Jäger in der Schule“ Wissen über Wild, Wald, Natur und die Aufgaben der Jagd näher.
Wald und Wild – Forst und Jagd
Am Beispiel Kaiserberg West wird deutlich: Für einen klimafitten Wald der Zukunft, der seine zahlreichen Funktionen auch für die zukünftigen Generationen erfüllen kann, braucht es eine enge Zusammenarbeit zwischen Forst und Jagd. Denn ein ökologisches Gleichgewicht von Wald und Wild ist die Basis für eine erfolgreiche waldbauliche Arbeit. Ein intensiver Austausch zwischen den Beteiligten hilft, das gegenseitige Verständnis zu stärken und Bewusstsein dafür zu schaffen, dass wir den Wald angesichts der Klimakrise aktiv erhalten müssen – und dies gelingt am besten gemeinsam.